Schlafstörungen: Ein weit verbreitetes Problem
Laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) litten 2021, 20-30 % der Bundesbürger gelegentlich unter Schlafstörungen. Rund 4,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schlafstörungen. Laut einer Umfrage der "Statista Consumer Insights" aus dem Jahr 2022 leiden 43% der Befragten an Schlafproblemen (
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Die erstaunliche Verbindung zwischen Darm und Gehirn
Schon bei der Entwicklung des Embryos im Mutterleib entsteht das Nervenzentrum im Darm aus demselben Gewebe wie das Gehirn. Beide verfügen über dieselben Nervenzell-Typen. Alle 30 Neurotransmitter des Gehirns strömen auch durch den Darm – Dopamin, Gamma-Aminobuttersäure (GABA), Serotonin und viele andere.
Der Darm: Unser zweites Hirn
Der Darm wird auch das "Bauchhirn" oder "Zweites Hirn" genannt, weil er, genau wie das Gehirn, ein autonomes Nervensystem hat und unabhängig vom Gehirn arbeiten kann. Sieht das Gehirn nicht aus wie ein zusammengefalteter Darm?
Die Rolle des Vagusnervs in der Darm-Gehirn-Kommunikation
Dein Darm und dein Gehirn sind über den größten Nerv, den Vagusnerv, direkt miteinander verbunden. Der Darm sendet über 90 Prozent der Informationen an das Gehirn und das Gehirn nur 10% an den Darm. Die Kommunikation findet statt über Darmzellen, Nervenstränge und Immunzellen.
Die Rolle des Mikrobioms für die Schlafgesundheit
Dein Darm beherbergt das dichteste Ökosystem, das die Forschung kennt. In jedem Gramm Darminhalt leben mehr Mikroben als Menschen auf der Erde. Dieses sogenannte Mikrobiom besteht aus insgesamt 100 Billionen Einzellern. Es wird immer klarer, dass die Darm-Mikroben sowohl für die Gesundheit als auch für die Psyche und vor allem den Schlaf eine entscheidende Rolle spielen.
Chemische Botenstoffe und ihre Bedeutung für den Schlaf
Neue Studien an Mäusen von der Universität Tsukuba in Japan zeigen auf, dass Darmbakterien den Schlafrhythmus beeinflussen. Sie tragen zur Bildung wichtiger chemischer Botenstoffe im Gehirn bei (
2). Zu ihnen zählen L-Tryptophan, Serotonin, Melatonin und GABA.
L-Tryptophan: Der Baustein für Serotonin und Melatonin
L-Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure, die dein Körper nicht selbst produzieren kann. Darmbakterien wie das „gute“ Bifidobacterium infantis sind hingegen in der Lage, diese Aminosäure selbst herzustellen. L-Tryptophan ist der Baustein für Serotonin und das Schlafhormon Melatonin. L-Tryptophan hält den Serotoninspiegel tagsüber nahezu konstant. Dies fördert einen erholsamen Schlaf, da beim Einschlafen und in der Nacht daraus genügend Melatonin gebildet wird.
Eine verminderte Anzahl des Darmbakterium Bifidobacterium infantis hat somit einen direkten Einfluss auf deinen Schlaf.
Serotonin: Das Glückshormon aus dem Darm
Serotonin, das "Glückshormon", wird bis zu 97% im Darm produziert. Er ist der direkte Vorläufer für die Herstellung von Melatonin, deinem Schlafhormon. Es hat somit einen direkten Einfluss auf das Wohlbefinden und die Schlafqualität. Sobald die Dämmerung einbricht und es draußen dunkel wird, wird die Zirbeldrüse im Gehirn aktiv. Sie wandelt das bei Tageslicht gebildete Glückshormon Serotonin in das Schlafhormon Melatonin um. Serotonin reguliert die Schlafstruktur, beeinflusst den Übergang zwischen den Schlafphasen und unterstützt das Erreichen der Tiefschlafphasen.
Melatonin: Das Schlafhormon aus dem Darm
Der Großteil an Melatonin, und zwar 400-mal mehr als in der Zirbeldrüse, wird in deinem Darm produziert. Menschen mit einem gesünderen Mikrobiom produzieren nachts auf natürliche Weise mehr Melatonin. Dies führt zu einer besseren Schlafqualität und erleichtert das Ein- und Durchschlafen. Daher ist eine gesunde Darmflora entscheidend für deine psychische Gesundheit.
Außerdem fördert Melatonin die Bildung neuer Immunzellen, wirkt als starkes Antioxidans und beugt so chronischen Beschwerden wie Krebs oder Herz-Kreislauferkrankungen vor. Zudem verbessert es das Gedächtnis und sorgt für die Synthese von Sexualhormonen.
GABA: Der natürliche Schlafhelfer
GABA wird hauptsächlich durch Darmbakterien synthetisiert. Es hilft, die Reizweiterleitung der Nerven zu dämpfen und unterstützt dadurch einen tiefen und erholsamen Schlaf (
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Schlaf und Darmdysbiose
Eine 2020 veröffentlichte Studie stellt einen Zusammenhang zwischen häufigem Aufwachen, kurzer Schlafdauer und Darmdysbiose fest. Unter Darmdysbiose versteht man ein Ungleichgewicht der Darmbakterien, bei dem schädliche Bakterien überwiegen (
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Aufbau eines gesunden Mikrobioms
Die Regulierung des Schlafs kann durch die Pflege des Mikrobioms beeinflusst werden. Um eine gesunde Darmflora aufzubauen, ist es wichtig, die schädlichen Bakterien zu reduzieren und gesundheitsfördernde Darmbakterien zu stärken.