Lebensmittel mit verschiedenen Allergien auf einem Tisch
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Mikrobiom und Allergien: Liegt die Erklärung im Darm?

Allergien sind weit verbreitet und beeinträchtigen das Leben vieler Menschen. Was wäre, wenn der Schlüssel zur Lösung in unserem Darm liegt? Aktuelle Forschungsergebnisse beleuchten die faszinierende Verbindung zwischen unserem Darmmikrobiom und Allergien.
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Allergien: Ein weit verbreitetes Phänomen

Allergien sind in unserer modernen Gesellschaft eine zunehmend verbreitete Erkrankung. Im Jahr 2022 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 12,05 Millionen Personen, die sich selbst zu den Allergikern zählten (1).

Dysbiose im Darm und Allergien

Allergien treten auf, wenn unser Immunsystem auf Substanzen überreagiert, die es als schädlich erachtet - die sogenannten Allergene. Für viele Menschen sind diese Allergene harmlos. Bei Allergikern können sie jedoch Symptome von Niesen und Hautausschlägen bis hin zu schweren Atembeschwerden auslösen. Unser Darm, der bis zu 80% unseres Immunsystems beinhaltet, spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Allergien.

Die Bedeutung des Darms für unser Immunsystem

In und auf der Darmwand liegt die Hauptzentralstelle unserer Immunabwehr. Sie hat die wichtige Aufgabe, zwischen "Freund" und "Feind" zu unterscheiden. Wenn alles optimal funktioniert, mobilisiert unser Darm seine "Abwehrspieler", um uns vor schädlichen Eindringlingen zu schützen.

Wie funktioniert die Unterscheidung zwischen Freund und Feind?

Zu unserer Immunabwehr gehören verschiedene Zellen, die miteinander arbeiten. Sogenannte Dendritische Zellen im Darm haben die Aufgabe, Allergene zu markieren und sie den T-Zellen zu präsentieren. Diese Zellen entscheiden dann, ob die jeweilige Substanz als “Freund” oder “Feind” eingestuft werden soll. Dieser Prozess ist der Schlüsselmoment bei der Allergiebestimmung.

2020 - Durchbruch in der Forschung - Regulatorischen T-Zellen

Es gibt zwei Arten von T-Zellen, die an der Allergieantwort beteiligt sind. Normale T-Zellen und regulatorische T-Zellen. Die Entdeckung der sogenannten regulatorischen T-Zellen durch den japanischen Forscher Shimon Sakaguchi markierte einen Durchbruch in der Allergieforschung.

Sakaguchi wurde 2020 mit zwei der renommiertesten deutschen Wissenschaftspreise ausgezeichnet. Dem Immunologie-Preis der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und dem Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis.

Er fand heraus, dass die regulatorischen T-Zellen, wie der Name schon sagt, die Immunantwort regulieren. Sie sorgen dafür, dass fremde Stoffe, die in unseren Körper gelangen, weder unter- noch überschätzt werden. Eine Art Bremssystem. Forschungen haben gezeigt, dass diese regulatorischen T-Zellen hauptsächlich im Darm ausgebildet werden.

Die Auswirkungen einer gestörten Darmflora

Wenn die Anzahl und Vielfalt der Bakterien im Darm gestört ist, also eine so genannte Dysbiose vorliegt, können nicht mehr ausreichend regulatorische T-Zellen ausgebildet werden. Dies kann zu einer überschießenden Immunreaktion, also einer Allergie führen (2).

Studien bestätigen den Zusammenhang

In den letzten Jahren haben mehrere Studien den Zusammenhang zwischen Dysbiose und Allergien bestätigt. Hier sind einige der wichtigsten Erkenntnisse:

Geburt, Umgebung und ihr Einfluss auf Allergien.

Studien belegen, dass sowohl die Art der Geburt als auch die Umgebung, in der ein Kind aufwächst, das Allergierisiko maßgeblich beeinflussen. Das Risiko, an Asthma oder Heuschnupfen zu erkranken, ist für ein Kind um die Hälfte bzw. das Dreifache erhöht, wenn es nicht auf einem Bauernhof aufwächst (3).

Bei einer natürlichen Geburt erhält das Neugeborene wichtige Bakterien aus dem Mikrobiom des Geburtskanals der Mutter. Bei Kaiserschnittkindern fehlt diese initiale Besiedlung des Darms. Kinder, die per Kaiserschnitt geboren wurden, hatten im Vergleich zu vaginal geborenen Kindern ein um 23% erhöhtes Risiko für Asthma. Auch andere immunologische Erkrankungen wie entzündliche Darmkrankheiten und verschiedene Störungen des Immunsystems kamen bei ihnen häufiger vor (4).

Studie an Mäusen

In einer Studie an Mäusen wurde der Einfluss des Mikrobioms von menschlichen Allergikern auf keimfreie Mäuse untersucht. Nach der Übertragung des Mikrobioms zeigten die Mäuse allergische Reaktionen (5).

In einer anderen Studie untersuchten Wissenschaftler die Übertragung des Mikrobioms von Kindern ohne Lebensmittelallergien auf keimfreie Mäuse. Diese Übertragung schützte die Mäuse später vor Lebensmittelallergien (6).

Auch gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Allergien und der eingeschränkten Funktion der regulatorischen T-Zellen (7).

Fazit

Die Forschung hat gezeigt, dass unser Darm und die darin lebenden Bakterien eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung und Regulierung der Allergenbestimmung spielen. Eine gesunde Darmflora mit einer Vielzahl von Bakterien kann dazu beitragen, das Risiko von Allergien zu reduzieren.

Es ist daher wichtig, die Dysbiose im Darm zu beseitigen. Am schnellsten und effektivsten mit dem Entfernen der schädlichen Mikroben im Biofilm und dem Aufbau guter Bakterien.

Quellen

  1. Statista. (2023, 15. August). Umfrage in Deutschland zur Selbsteinschätzung als Allergiker bis 2023. [Online verfügbar]
  2. Abdel-Gadir, A., Stephen-Victor, E., Gerber, G. K., Rivas, M. N., Wang, S., Harb, H., Wang, L., Li, N., Crestani, E., Spielman, S., Secor, W. E., Biehl, H., DiBenedetto, N., Dong, X., Umetsu, D. T., Bry, L., Rachid, R. & Chatila, T. (2019). Microbiota therapy acts via a regulatory T cell MYD88/RORΓT pathway to suppress food allergy. Nature Medicine, 25(7), 1164–1174. [Online verfügbar]
  3. Kirjavainen, P. V., Karvonen, A. M., Adams, R., Täubel, M., Roponen, M., Tuoresmäki, P., Loss, G., Jayaprakash, B., Depner, M., Ege, M., Renz, H., Pfefferle, P. I., Schaub, B., Lauener, R., Hyvärinen, A., Knight, R., Heederik, D., Von Mutius, E. & Pekkanen, J. (2019). Farm-like indoor microbiota in non-farm homes protects children from asthma development. Nature Medicine, 25(7), 1089–1095. [Online verfügbar]
  4. Zhang, C., Li, L., Jin, B., Xu, X., Zuo, X., Li, Y. & Li, Z. (2021). The effects of delivery mode on the gut microbiota and health: state of art. Frontiers in Microbiology, 12. [Online verfügbar]
  5. Feehley, T., Plunkett, C. H., Bao, R., Hong, S. M. C., Culleen, E., Belda-Ferre, P., Campbell, E., Aitoro, R., Nocerino, R., Paparo, L., Andrade, J., Antonopoulos, D. A., Canani, R. B. & Nagler, C. R. (2019). Healthy infants harbor intestinal bacteria that protect against food allergy. Nature Medicine, 25(3), 448–453. [Online verfügbar]
  6. Jensen, C., Antonsen, M. F. & Lied, G. A. (2022). Gut microbiota and fecal microbiota transplantation in patients with food Allergies: A Systematic review. Microorganisms, 10(10), 1904. [Online verfügbar]
  7. Rivas, M. N. & Chatila, T. A. (2016). Regulatory T cells in allergic diseases. The Journal of Allergy and Clinical Immunology, 138(3), 639–652. [Online verfügbar]
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