Frau hält sich am Bauch
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Biofilm im Darm als Ursache für Reizdarm?

Das Reizdarmsyndrom betrifft über 12 Millionen Menschen in Deutschland. Es verursacht trotz fehlender offensichtlicher körperlicher Veränderungen erhebliche Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Die Forschung zeigt, dass eine Dysbiose der Darm Mikroben und die Bildung von Biofilmen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung des RDS spielen. Vielleicht liegt hier eine Lösung?
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Das Reizdarmsyndrom: Eine unerklärliche Herausforderung für Millionen Menschen

Trotz anhaltender Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall hören viele Betroffene den Satz: „Sie haben nichts!“. Eine Erkrankung des Verdauungssystems kann trotz fehlender offensichtlicher körperlicher Veränderungen oder Schäden, erhebliche Beschwerden verursachen. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Darmmikroben.

Der Darm - Ein komplexes Informationsnetzwerk in Aufruhr.

Der Darm ist das größte innere Organ des Menschen und kann sich über bis zu acht Meter erstrecken. Er ist von Millionen Nervenzellen umgeben, die ständig Informationen mit dem Gehirn und den Darmbakterien austauschen. Wenn dieses komplexe und empfindliche Informationsnetzwerk aus dem Gleichgewicht gerät, ist der Darm in Aufruhr.

Dysbiose und Entzündungen: Ein Teufelskreis

Bakterien sind für unsere Gesundheit unerlässlich. Im Darm tragen Billionen von ihnen zu einer gesunden Darmflora bei. Doch unser moderner Lebensstil kann dieses Gleichgewicht stören und zu einer Dysbiose führen, bei der schädliche Bakterien die Nützlichen verdrängen. Diese Dysbiose ist typisch für viele RDS-Patienten und kann die Darmbarriere stören (1). 

Eine durch Dysbiose gestörte Darmbarriere ermöglicht es schädlichen Bakterien und Toxinen in die Darmwand einzudringen. Dies kann zu einer überschießenden Immunreaktion, sprich Entzündungen führen. Ein Reizdarm kann somit durch eine Schleimhautentzündung des Darms verursacht werden, die durch Viren, Bakterien oder Parasiten ausgelöst wird (2).

Der Biofilm: Ein unsichtbarer Feind

Nützliche Bakterien halten die Darmschleimschicht dünn und durchlässig. Bei einer Dysbiose jedoch können schädliche Bakterien die Oberhand gewinnen und einen festen, dreidimensionalen Biofilm bilden. Dieser Biofilm ist oft schwer zu erkennen und wird häufig mit der natürlichen Schleimschicht des Darms oder Darmverunreinigungen verwechselt.

„Bisher hatte man bei den Untersuchungen immer angenommen, dass es sich bei diesem klebrigen Film um Rückstände von Verunreinigungen des Darms handelt, die schwer zu beseitigen waren. Jetzt konnten wir aber nachweisen, dass hier die Matrix von Bakterien klebt.“, sagt Christoph Gasche vom Labor für Molekulare Gastroenterologie. Eine Dysbiose kann sich praktisch überall im bis zu 8 Meter langen Darm entwickeln.

Eine normale Darmspiegelung bezieht sich in der Regel nur auf eine Untersuchung des Dickdarms. Wie es im Dünndarm aussieht, bleibt im Dunkeln. Im Jahr 2021 untersuchten die Wissenschaftler der Medizinischen Universität Wien den rechten Teil des Dickdarms und das Ende des Dünndarms bei Patienten mit RDS und Colitis Ulcerosa auf dichte gelbgrüne Auflagerungen auf der Schleimhaut. 

Zwei Drittel der Patienten mit Reizdarmsymptomen hatten solche sichtbaren Biofilme im Dünn- und/oder Dickdarm. Interessanterweise wurde auch bei einem Drittel der Patienten mit Colitis ulcerosa ein solcher Biofilm gefunden. Bei gesunden Kontrollen konnte nur in 6 % der Fälle ein Biofilm nachgewiesen werden (3).

Durchlässiger Darm (Leaky-Gut-Syndrom): Eine Barriere mit Lücken

Das Leaky-Gut-Syndrom, eine funktionelle Störung der Darmbarriere, gilt als eine Ursache von RDS-Beschwerden. "Wir gehen davon aus, dass mindestens 70 % der Patienten mit Reizdarm-Syndrom eine Störung der Darmbarriere aufweisen", erklärt Prof. Dr. med. Jost Langhorst, Facharzt für Gastroenterologie. Studien haben gezeigt, dass eine gestörte Darmbarriere zu Entzündungen führen kann und dass die Aufrechterhaltung einer gesunden Darmwand bei der Behandlung und Prävention von gastrointestinalen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt (4).

Behandlungsansätze

„Biofilme spiegeln ein Ungleichgewicht der Darmflora wider, könnten die Symptome von Reizdarmpatienten erklären und somit neue Therapieansätze ermöglichen.“, schreiben die Forscherinnen. Die aktuelle Forschung zielt darauf ab, die Bildung des Biofilms zu hemmen oder ihn zu entfernen. "Derzeit gibt es keine biofilm-spezifischen Medikamente, das wollen wir mit unserer Forschung ändern.", sagt der Medizinchemiker Professor Markus Muttenthaler.

In der Naturheilkunde gibt es jedoch mittlerweile eine Biofilm-Spezifische-Darmkur. Sie löst den schädlichen Biofilm im Ganzen und bietet somit die Möglichkeit einer gesundheitsförderlichen bakteriellen Neubesiedlung.

Quellen

  1. Santana, P. T., Rosas, S. L. B., Ribeiro, B. E., Marinho, Y. & De Souza, H. S. P. (2022). Dysbiosis in inflammatory bowel Disease: Pathogenic role and potential therapeutic targets. International Journal of Molecular Sciences, 23(7), 3464. [Online verfügbar]
  2. Zhang, L., Liu, F., Xue, J., Lee, S. A., Liu, L. & Riordan, S. M. (2022). Bacterial species associated with human inflammatory bowel disease and their pathogenic mechanisms. Frontiers in Microbiology, 13. [Online verfügbar]
  3. Baumgartner, M., Lang, M., Holley, H., Crepaz, D., Hausmann, B., Pjevac, P., Moser, D., Haller, F., Hof, F. V., Beer, A., Orgler, E., Frick, A., Khare, V., Evstatiev, R., Strohmaier, S., Primas, C., Dolak, W., Köcher, T., Klavins, K., . . . Gasche, C. (2021). Mucosal biofilms are an endoscopic feature of irritable bowel syndrome and ulcerative colitis. Gastroenterology, 161(4), 1245-1256.e20. [Online verfügbar]
  4. Assimakopoulos, S. F., Triantos, C., Maroulis, I. & Gogos, C. (2018). The role of the gut barrier function in health and disease. Gastroenterology Research, 11(4), 261–263. [Online verfügbar]
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