Darmparasiten im menschlichen Körper
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Wenn Bakterien und Parasiten dein Essverhalten kontrollieren

Unsere Darmflora beeinflusst maßgeblich unsere Ernährung. Es könnte einen Schlüssel zur Lösung des weit verbreiteten Problems von Übergewicht und Adipositas darstellen. Für Millionen Übergewichtige eine Hoffnung auf eine verbesserte und schlankere Zukunft.
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Übergewicht und Adipositas in Deutschland

Übergewicht und Adipositas sind in Deutschland weit verbreitet und stellen ein ernstes Gesundheitsproblem dar. Fast die Hälfte der Frauen (46,6%) und über die Hälfte der Männer (60,5%) leiden unter Übergewicht (1). Seit 2010 ist Adipositas auch in Deutschland auf dem Vormarsch mit nahezu einem Fünftel der Erwachsenen (19%).

Die Rolle der Darmbakterien in der Ernährungsregulierung und Essgewohnheiten

Aktuelle Forschungen zeigen, dass unsere Darmbakterien eine wichtige Rolle bei der Regulierung unserer Ernährung spielen. Sie entscheiden offenbar zu einem großen Teil darüber, ob ein Mensch übergewichtig wird und eine Stoffwechselstörung entwickelt. Die Mikroorganismen in unserem Verdauungssystem können unser Hunger- und Sättigungsgefühl beeinflussen.

Sie können sogar bestimmen, welche Arten von Lebensmitteln wir bevorzugen. Dazu produzieren sie Peptide, die wie unsere natürlichen Hunger- und Sättigungssignale wirken. Beispielsweise bevorzugt das Bakterium Escherichia coli Zucker. Zudem produziert es auch das Glückshormon Dopamin. Das erklärt, warum wir uns nach dem Verzehr von Süßigkeiten oder Junk-Food glücklich fühlen. So sichern sich die Bakterien ihre Nahrungszufuhr.

Die unsichtbare Kontrolle durch Darmbakterien

Wie kommunizieren diese Darmbakterien mit uns? Sie nutzen unseren Vagusnerv, eine Art Informationsautobahn zwischen Gehirn und Darm (2). Auf diese Weise können sie unser Essverhalten direkt beeinflussen. Die unsichtbaren Akteure sind die Bakterien in unserem Darm. Sie steuern unser Verlangen und unsere Essgewohnheiten, oft zu unserem Nachteil, aber immer zu ihrem eigenen Nutzen (3).

Mikrobiom-Übertragung: Ein neuer Ansatz zur Gewichtskontrolle

Durch die Übertragung des Mikrobioms von einer Maus auf eine andere kann man deren Gewicht beeinflussen. Diese Erkenntnis wurde in vielen Studien bestätigt und bietet neue wissenschaftliche Perspektiven.

Kalorienaufnahme und Darmflora

Die Art, wie unser Körper Kalorien verarbeitet, hängt nicht nur von der aufgenommenen Nahrung ab, sondern auch von der Verarbeitung durch unsere Darmflora. Bestimmte Darmbakterien können Entzündungen fördern und bei der Verdauung der Nahrung große Mengen an kurzkettigen Fettsäuren produzieren. Diese Fettsäuren sind kalorienreich und können zu einer erhöhten Kalorienaufnahme führen, unabhängig von der verzehrten Nahrungsmenge (4). Das erklärt, warum einige Menschen schneller zunehmen, obwohl sie gar nicht so viel essen.

Die Rolle der Darmflora bei Übergewicht

In einer Studie zum Mikrobiom von Zwillingen untersuchte Peter J. Turnbaugh das Darmmikrobiom von Zwillingspaaren, bei denen ein Zwilling schlank und der andere übergewichtig war.

Es stellte sich heraus, dass generell alle übergewichtigen Teilnehmer eine signifikant verringerte Vielfalt und veränderte Zusammensetzung der Darmbakterien aufwiesen. Diese Unterschiede bestanden sogar im Vergleich zu ihren schlanken Zwillingsgeschwistern.

Die Studie deutet darauf hin, dass eine verringerte Vielfalt der Darmbakterien und Übergewicht miteinander in Verbindung stehen (5).

Die Bedeutung einer gesunden Darmflora

Die Ergebnisse betonen die Bedeutung einer gesunden Darmflora für die Ernährung und somit die Gesundheit. Für Übergewichtige könnte eine ausgewogene Darmflora entscheidend sein, um ihr Gewicht zu regulieren. Eine Darmsanierung, die ein ausgewogenes Mikrobiom fördert, könnte dabei eine Lösung bieten.

Quellen

  1. RKI - Themenschwerpunkt Übergewicht und Adipositas. (o. D.). [Online verfügbar]
  2. Alcock, J., Maley, C. C. & Aktipis, C. A. (2014). Is eating behavior manipulated by the gastrointestinal microbiota? Evolutionary pressures and potential mechanisms. BioEssays, 36(10), 940–949. [Online verfügbar]
  3. Ousey, J., Boktor, J. C. & Mazmanian, S. K. (2023). Gut microbiota suppress feeding induced by palatable foods. Current Biology, 33(1), 147-157.e7. [Online verfügbar]
  4. Turnbaugh, P. J., Ley, R. E., Mahowald, M. A., Magrini, V., Mardis, E. R. & Gordon, J. I. (2006). An obesity-associated gut microbiome with increased capacity for energy harvest. Nature, 444(7122), 1027–1031. [Online verfügbar]
  5. Ridaura, V. K., Faith, J. J., Rey, F. E., Cheng, J., Duncan, A. E., Kau, A. L., Griffin, N. W., Lombard, V., Henrissat, B., Bain, J. R., Muehlbauer, M. J., Ilkayeva, O., Semenkovich, C. F., Funai, K., Hayashi, D. K., Lyle, B. J., Martini, M. C., Ursell, L. K., Clemente, J. C., . . . Gordon, J. I. (2013). Gut microbiota from twins discordant for obesity modulate metabolism in mice. Science, 341(6150). [Online verfügbar]
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