Bakterien und Mikroorganismen in unterschiedlichen Formen
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Autoimmunkrankheiten: Neueste Erkenntnisse und Fortschritte

In der Welt der Medizin gibt es noch viele ungelöste Rätsel. Eines davon sind Autoimmunerkrankungen, bei denen der Körper aus unerklärlichen Gründen beginnt, sich selbst anzugreifen. Der Körper zerstört sich selbst, definiert sein eigenes gesundes Gewebe als Feind, was doch auf den ersten Blick keinen Sinn ergibt. Oder vielleicht doch?
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Die Rolle des Darms bei Autoimmunerkrankungen

Um einen Sinn darin zu finden, müssen wir uns den Darm genauer anschauen. In ihm liegen bis zu 80% unseres Immunsystems. Dieser ist nicht nur für die Verdauung zuständig, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Unterscheidung zwischen "Freund" und "Feind".

In einem gesunden Zustand kann unser Darm genau entscheiden, welche Nährstoffe in unsere Blutbahn gelangen dürfen und welche nicht. Doch was passiert, wenn dieses ausgeklügelte System aus dem Gleichgewicht gerät?

Die westliche Ernährungsweise kann eine gestörte Darmflora verursachen, die zu Darmentzündungen und einer undichten Darmbarriere führt. Hier kommt der Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen ins Spiel. Professor Alessio Fasano, ein renommierter Kinder-Gastroenterologe und Forscher, hat herausgefunden, dass alle Autoimmunerkrankungen drei gemeinsame Faktoren haben:
1. Eine undichte Darmbarriere, auch bekannt als Leaky-Gut-Syndrom.
2. Einen Umweltauslöser
3. Eine genetische Veranlagung
(1)

Diese Erkenntnisse liefern einen wichtigen Beitrag, um das Rätsel um Autoimmunerkrankungen zu lösen.

Die Auswirkungen einer undichten Darmbarriere

Ein gesunder Darm ist wie ein gut funktionierendes Sieb. Es lässt nur die richtigen Dinge durch, wie Nährstoffe, die unser Körper braucht. Es hält die schlechten Dinge zurück, so dass sie nicht in den Rest des Körpers gelangen und Probleme verursachen.

Ein durchlässiger Darm aufgrund einer undichten Darmbarriere ist wie ein Sieb mit zu großen Löchern. Es lässt Dinge durch, die eigentlich nicht durchkommen sollten, wie unverdaute Nahrung, Bakterien und Giftstoffe. Der ständige Zustrom von Fremdkörpern versetzt das Immunsystem in einen dauerhaften Alarmzustand.

Selbst harmlose Substanzen wie unverdaute Proteine aus Milch oder Weizen werden nun als Feinde betrachtet. Das Immunsystem reagiert darauf, indem es versucht, diese Eindringlinge durch Entzündungsreaktionen zu bekämpfen, ähnlich wie bei einer Grippe. Doch im Gegensatz zu einer Grippe, bei der der Feind nach einiger Zeit besiegt ist, handelt es sich hier um einen ständigen Zustrom von Eindringlingen. Dies führt nach längerer Zeit zu einer chronischen Entzündungsreaktion.

Wenn das Immunsystem erkennt, dass es die Situation nicht unter Kontrolle bekommt, greift es bei Personen mit einer genetischen Veranlagung zu einer erweiterten Maßnahme. Es gibt den Befehl, alles zu bekämpfen, was den Eindringlingen auch nur im Geringsten ähnelt. Um die Lage in den Griff zu bekommen, nimmt der Körper Kollateralschäden in Kauf. Dieses Phänomen wird als "molekulare Mimikry" bezeichnet (2).

Molekulare Mimikry am Beispiel Gluten und der Autoimmunerkrankung Hashimoto

Gluten ist eine Gruppe von Proteinen, die in Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Dinkel und Gerste vorkommen. Die beiden Hauptakteure in dieser Proteinfamilie sind Glutenin und Gliadin, wobei Gliadin für die meisten negativen gesundheitlichen Auswirkungen verantwortlich ist.

Forscher haben entdeckt, dass bestimmte Proteinsequenzen des Schilddrüsengewebes dem Gliadin-Molekül ähneln.

Was bedeutet das?

Jedes Mal, wenn du Gluten zu dir nimmst, identifiziert dein Immunsystem nicht nur das Gliadin als Feind, sondern auch gleichzeitig dein eigenes Schilddrüsengewebe, welches dem ähnelt. Der Beginn eines schleichenden Prozesses, der sich über 7-8 Jahre hinweg erstrecken kann, mit oft unspezifischen Symptomen.

Zunächst kann eine Überfunktion der Schilddrüse auftreten. Diese kann in eine Unterfunktion übergehen, bis schließlich die Autoimmunerkrankung „Hashimoto“ festgestellt wird.

Die Lösung

Es wurde bisher angenommen, dass eine einmal ausgelöste Autoimmunerkrankung nicht rückgängig gemacht werden kann. Jedoch haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass durch die Reduzierung der erhöhten Durchlässigkeit des Darms eine Besserung der Autoimmunerkrankung erzielt und diese sogar gestoppt werden kann (3) (4).

Bis dahin verursachte Schäden können nicht immer vollständig behoben werden. Es kommt ganz darauf an, wie groß der Schaden ist und um welches Organ es sich handelt. Daher ist es von allergrößter Wichtigkeit, bei einer Autoimmunerkrankung so schnell wie möglich die Durchlässigkeit der Darmbarriere zu beheben und das Mikrobiom mit gesundheitsförderlichen Bakterien aufzubauen.

Quellen

  1. Fasano’s Triad and the Trajectory of Autoimmunity | The Institute for Functional Medicine. (2019, 19. Februar). The Institute for Functional Medicine. [Online verfügbar]
  2. Cusick, M. F., Libbey, J. E. & Fujinami, R. S. (2011). Molecular Mimicry as a Mechanism of Autoimmune Disease. Clinical Reviews in Allergy & Immunology, 42(1), 102–111. [Online verfügbar]
  3. Riccio, P. & Rossano, R. (2019). Undigested food and gut microbiota may cooperate in the pathogenesis of neuroinflammatory diseases: a matter of barriers and a proposal on the origin of organ specificity. Nutrients, 11(11), 2714. [Online verfügbar]
  4. Molecular mimicry as a mechanism for food immune reactivities and autoimmunity. (2015). PubMed. [Online verfügbar]
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